Die erste MX-5 Generation (NA): Die Welt im Roadster-Rausch
Im Februar 1989 war es dann endlich soweit: Mazda machte die Sensation perfekt und präsentierte auf der Chicago Auto Show mit dem MX-5 bzw. Miata die Renaissance des längst totgesagten traditionellen Roadsters. Es war ein emotionales und umjubeltes Debüt, wie es die Autobranche selten feiert. Als die rot und sonnengelb lackierten Roadster enthüllt wurden, brandete Beifall auf von Presse und Publikum – aber auch von den umstehenden Managern vieler konkurrierender Automobilmarken, die nun dem neuen Roadster aus dem Land der aufgehenden Sonne Respekt zollten. Mazda hatte einmal mehr den Mut, eigene Wege zu gehen und mitten ins Schwarze getroffen. Die Welt war und ist sich bis heute einig: Der MX-5 bietet den Fahrspaß früherer offener englischer Sportwagen, zusätzlich aber Zuverlässigkeit, Wetterschutz und alltagstauglichen Komfort für alle Jahreszeiten.
Das Ganze gekleidet in klassisches Zweisitzer-Design mit langer Motorhaube, kurzem Heck und anfangs mit modisch-markanten Klappscheinwerfern. 3,97 Meter kurz und 955 Kilogramm leicht widersetzte sich der offene Mazda dem in der Industrie damals noch dominierenden Trend zu schwerer und größer ist besser. Stattdessen orientieren sich die Mazda Ingenieure bis heute am japanischen „Jinbai Ittai“, der Einheit von Ross und Reiter. Diese Symbiose geht zurück auf das Ritual des „Yabusame“, bei dem ein Bogenschütze während des Reitens einen Pfeil auf die Zielscheibe abschießt. Um zu treffen, müssen Mensch und Tier als perfekte Einheit auftreten. Dieses Verschmelzen dient den Mazda Ingenieuren als Vorbild für eine ideale Fahrmaschine, die dem Piloten bereits mit bescheidener Motorstärke maximalen Fahrspaß beschert. Anfangs genügten dem MX-5 dafür 1,6 Liter Hubraum und eine Leistung von 85 kW/115 PS, ab dem Jahr 1995 zeitweise sogar 66 kW/90 PS als Basismotorisierung.
Die Presse überschlug sich von Beginn an in Lobeshymnen und der kleine Sportwagen sammelt bis heute internationale Auszeichnungen und Trophäen wie kaum ein anderer. Fast 200 bedeutende Awards sind es bereits, dabei Titel wie „Car of the Year“ in Japan oder „Automobile of the Year“ in den USA und – außergewöhnlich für einen Roadster – auch Zuverlässigkeitspreise wie „Top Trouble Free Car“. In Tests und Fahrberichten ist der Mazda MX-5 ohnehin von Beginn an auf Sieg abonniert, so absolvierte er als einer der ersten Roadster der Automobilgeschichte problemlos einen 100.000-Kilometer-Dauertest. Nur ein ernster Problempunkt musste anfangs ausgeräumt werden: Die viel zu kleinen Produktionskapazitäten. Der MX-5 entfachte einen globalen Hype, der alle Erwartungen übertraf und zu langen Lieferzeiten führte. So wurde der Roadster in Deutschland erst im Frühling 1990 eingeführt, obwohl er schon im Herbst 1989 auf der Frankfurter IAA sein Europa-Debüt feierte. Es dauerte keine drei Tage bis das erste für Deutschland bestimmte Jahreskontingent verkauft war, eine Knappheit, die Mazda nur allmählich mit immer größeren Lieferkontingenten lösen konnte.
Tatsächlich stiegen die Verkaufszahlen in Europa bis ins Spitzenjahr 1999 auf über 21.000 MX-5 pro Jahr an. Aus der Lust auf den sympathischen Luftikus war wahre Liebe geworden, gefördert durch immer neue limitierte Sondermodelle und Collector-Editions. Den Anfang machte im Jahr 1991 – wie sollte es anders sein? - der MX-5 in „British Racing Green“ als stilvolle Hommage an die englische Roadstertradition. Bis heute sind allein in Deutschland über 30 Sonderserien des MX-5 verkauft worden. Vom peppigen „SunRacer“, über den kirschroten „Bi-Color“ und den eleganten „Cosmo“ bis hin zum sentimentalen „Memories“ und dem exotischen „Mithra“ reicht die Range. Nicht zu vergessen die limitierten Jubiläums-Sammlermodelle „10th Anniversary“ bzw. „20th Anniversary“.
Wer so viel Leidenschaft vermittelt wie der Mazda MX-5, will diese auch teilen: Kaum ein anderer Roadster verfügt über eine so große Club- und Forenszene wie der japanische Sportwagen. Weit über 200 MX-5 und Miata Clubs wurden seit 1989 weltweit gegründet. Immer neue Weltrekorde zählen fast schon zum Pflichtprogramm der Mitglieder. Zum ersten Mal fuhr der MX-5 im Mai 1993 ins Guinness Buch der Rekorde. Der Miata Club of America versammelte damals 242 Roadster auf der Rennstrecke von Indianapolis. Im Juni 2013 stellte der MX-5 seinen jüngsten Weltrekord auf als im niederländischen Lelystad ein Korso aus 683 Mazda MX-5 für einen neuen Eintrag im Guinness Buch sorgte. Auch im Motorsport hat der MX-5 eine weltweite Fangemeinde. In Japan, verschiedenen europäischen Ländern und in den USA gibt es seit den frühen 1990er Jahren Markenpokalserien bei Rundstreckenrennen.
Für technische Sensationen sorgte der Mazda MX-5 sogar als Concept Car mit alternativen Antrieben. So besetzte der Roadster schon 1991 eine Pionierrolle mit elektrischem Antrieb. Zwei Jahre später ging ein MX-5 mit Brennstoffzellenantrieb in den Praxistest. In der Großserie blieb die erste Generation des Mazda MX-5 mit dem internen Seriencode „NA“ dagegen über die gesamte Laufzeit von knapp neun Jahren fast unverändert. Kleine Facelifts vermittelten ausreichend Frische bis zum Modellwechsel im Januar 1998 nach 431.506 Einheiten. Davon fanden 33.911 MX-5 den Weg nach Deutschland.
Die zweite MX-5 Generation (NB): Evolution statt Revolution
Weltpremiere feierte die zweite Generation (interner Code „NB“) bereits auf der Tokyo Motor Show 1997, in Deutschland startete der neue MX-5 jedoch erst im Frühling 1998. Als Trendsetter genoss der japanische Roadster weltweiten Kultstatus, wurde aber inzwischen von einer ganzen Meute an Rivalen gejagt. Entsprechend groß war der Aufwand, mit dem Mazda seine Ikone vorsichtig veränderte und weiterentwickelte. Evolution ohne Veränderung des Charakters, war die Vorgabe von Projektmanager Takao Kijima. Zu erkennen gab sich die zweite Serie des MX-5 an einem etwas stattlicheren Auftritt und der Front mit mandelförmigen Scheinwerfern anstelle der bisherigen Klappscheinwerfer. Unter der muskulös geformten Motorhaube arbeiteten neue Vierzylinder-Motoren mit Vierventil-Technik. Zur Wahl standen ein 81 kW/110 PS starkes 1,6-Liter-Aggregat und ein 103 kW/140 PS freisetzendes 1,9-Liter-Kraftwerk. 2001 stieg dessen Leistung durch eine variable Ventilsteuerung auf 107 kW/146 PS, womit der MX-5 die auf manchen Märkten psychologisch wichtige 200-km/h-Marke knackte. Hinzu kam ein Sechsganggetriebe, das vorher nur für Sondermodelle verfügbar war.
Trotz dieser technischen Aufrüstung, die flankiert wurde durch ein aufwändiges Fahrwerk mit doppelten Dreiecks-Querlenkern an allen vier Rädern, waren Tempo und Temperament für die meisten Käufer des scheinbar ewig jungen Sonnengotts nachrangig. Es war weiterhin die Freude am handlichen, offenen Auto, die die Bestsellerkarriere des MX-5 beschleunigte. So fand der MX in der Serie NB in Deutschland 50.923 Fans – noch mehr als der Vorgänger. Wichtiger waren jedoch die internationalen Erfolge: Schon seit Mai 2000 steht der Nachfahre des Roadsters englischer Prägung im Guinness Buch der Rekorde als meistverkaufter offener Zweisitzer aller Zeiten mit damals 531.890 Einheiten. Eine Zahl, die bis heute beständig nach oben korrigiert werden muss, mittlerweile ist die Millionen-Marke in Reichweite.